Stille-Nacht-Historienspiel 2014 – „Jesus, die Völker der Welt!“
Mit Historienspiel gegen die Ausgrenzung
Das „Stille-Nacht!“-Historienspiel in Oberndorf erfährt in diesem Jahr mit dem Stück „Jesus, die Völker der Welt!“ eine Neuinszenierung, in der es um die Ausgrenzung von Menschen geht, die anders sind. Autor Josef A. Stand: „Das Thema Ausgrenzung von Menschen, die anders sind ist heute wie vor 200 Jahren, ein gesellschaftsrelevantes. die Stille Nacht-Historienspiele haben in dieser Spielsaison einen authentischen historischen Stoff aus der alten Schiffersiedlung Oberndorf aufgegriffen“: Die Tochter einer Schiffersfrau und eines napoleonischen Besatzungssoldaten, kehrt in ihren Heimatort zurück und wird hier wegen ihrer Hautfarbe ausgegrenzt. Sie flüchtet mit einem Wanderzirkus. In Budapest, wohin die Salzachschiffer ihr Salz lieferten, wird sie von einem früheren Spielgefährten aus Kindertagen aufgegriffen und sie kehren just am Heiligen Abend, als „Stille Nacht!“ zum ersten Mal erklang, nach Oberndorf zurück und werden in der Gemeinschaft gut aufgenommen. Die Aufführung ist auch ein stimmiges Adventsingen mit heimischen Gruppen. Regie führt Gerard Es.
Heuer erfährt das Stille-Nacht-Historienspiel mit dem Stück „Jesus die Völker der Welt“ eine Neuinszenierung. Wie bisher steht die Haupthandlung im Kontext jener Zeit, in der das Weihnachtslied „Stille Nacht!“ entstanden ist. Die neue Handlung hat einen historisch authentisch überlieferten Hintergrund. Ein Laufener Schiffermädchen, Tochter einer Schifferfrau und eines napoleonischen Besatzungssoldaten, wird wegen ihrer dunklen Hautfarbe ausgegrenzt. Sie will beim Schiffertheater mitspielen. Doch der Theaterdirektor schickt sie unter Gelächter der Theaterspieler weg „Was willst du denn hier, du schwarze Larve?“. Die so aus ihrer Heimat Vertriebene wird jedoch von einem Oberndorfer Schiffer bei einem Wanderzirkus im Donauhafen von Budapest entdeckt; beide kehren am Heiligen Abend des Jahres 1818 nach Oberndorf zurück und werden in der Dorfgemeinschaft liebevoll aufgenommen. Just an jenem Heiligen Abend, als in der Nikolakirche das Weihnachtslied „Stille Nacht!“ erstmals erklang. Im dritten Akt des Historienspieles wird sodann die Entstehungsgeschichte des Liedes szenisch aufgeführt. Regisseur Gerard Es: „Das Historienspiel soll das Publikum auf die Lebensumstände von ausgegrenzten Menschen sichtbar machen, berühren und die Zeit, in der Stille Nacht geschaffen wurde, spürbar machen“. In einer weihnachtlichen Atmosphäre will das Schiffertheater mit Schauspiel und Musik die außergewöhnliche Geschichte von der Entstehung des Liedes erzählen. Als Einstimmung wird der Stille-Nacht-Themenweg, der bei der Stille-Nacht Kapelle in Oberndorf beginnt und zur Aufführungsstätte des Historienspiels führt, gerne angenommen.
Historienspiel behandelt das Thema „Ausgrenzung“, das 1818 wie heute aktuell ist
Josef A. Standl hat in der siebenten Spielsaison die neue Handlung in einen aktuellen Kontext gestellt, für die Gerard Es Regie führt, Musikverantwortlicher ist Prof. Dr. Franz Zaunschirm: Die Ausgrenzung von Menschen, die anders sind. Dabei greift der Autor auf einen historischen Stoff zurück. Als Kind, das nie den Vater kennengelernt hatte, den Großvater und die Mutter bald verlor, von der Tante in Salzburg hin- und hergeschupst, als Haushaltsangestellte wegen ihrer Hautfarbe sodann von den Kindern der Nachbarschaft verspottet, lebte sie sehr in sich zurückgezogen. Und dann: als junge Erwachsene kehrt sie in ihre Heimatstadt Oberndorf-Laufen zurück und nimmt sich viel Mut, einmal forsch aufzutreten, um zu zeigen, was sie will und scheitert abermals.
Von der Mythik des Weihnachtsliedes „Stille Nacht!“ berühren lassen
Das historische Schauspiel erzählt die Umstände der Entstehung dieses Weihnachtsliedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, das in nahezu allen Ländern der Erde gesungen wird. Viele singen es, kaum jemand kennt den Hintergrund und die Entstehungsgeschichte des Liedes. Mit dem Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ verbinden gläubige Menschen und Menschen mit Herz den Frieden in der Welt und die Eintracht in der Familie. Das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ ist der Ausdruck all dieser Sehnsüchte. Text und Melodie vermögen in einer sonst nie zu erwartenden Form eine Resonanz auszulösen, welche durch die Schwingungen eine breite Zustimmung erwirken. „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ ist die Botschaft eines Liedes, das die Menschen dieser Welt berührt. Das Lied ist die auf eine Kurzform gebrachte Botschaft für Frieden und persönliches Wohlbefinden. Viele Menschen wollen der Botschaft auf den Grund gehen und besuchen deshalb die „Stille Nacht!“-Historienspiele.
Historienspiele zeigte die Entwicklungsgeschichte des Liedes auf
24. Dezember 1818: Organist Franz Xaver Gruber stellt fest, dass gerade am Heiligen Abend die Orgel versagt. Alles ist für den Festgottesdienst vorbereitet. Pfarrer und Organist beraten, was man als Ersatz machen könnte. Sie beschließen, gemeinsam ein Lied zu schaffen, das sie zur Aufführung bringen werden. Mohr zieht ein Manuskript eines Gedichtes, das er zwei Jahre zuvor in Mariapfarr im Lungau geschrieben hat, aus seiner Sutane. Beide besprechen die Texte jeder der sechs Strophen und hinterfragen ihren Sinn. Jede der Strophen hat seine eigene Bedeutung, die im Historienspiel von den Protagonisten szenisch erklärt werden. Es wird gemeinsam eine Melodie gefunden. Sodann kommen alle zur Christmette und sie betreten unter Glockenläuten die Bühne: angeführt von den Anglöcklern und Hirtenkindern, den Frauenbildträgerinnen, den Schifferschützen und den Goldhaubenfrauen. Die Hirtenkinder tragen ihr Oberndorfer Hirtenspiel vor und Predigt von Vikar Joseph Mohr ist auch heute noch aktuell.
Das Historienspiel gibt auch einen Einblick in das Schifferleben im Advent: Vikar Mohr kommt in die Schifferstube, wo die Oberndorfer mit den Kindern Weihnachtslieder singen. Er gibt ihnen aus seinem Geldbeutel einige Dukaten. Die Kinder üben adventliche Schifferspiele, wie das althergebrachte Oberndorfer Hirtenspiel. Die Marientragerinnen kommen des Weges und machen Halt in der Oberndorfer Schifferstube. Die trachtengekleideten Frauen tragen ihr Marienbild mit sich und singen ihre Marienlieder. Die Kinder basteln das Oberndorfer „Nikologartl“, das sie in ihre Fenster stellen. Es herrscht nach den napoleonischen Kriegen wieder Frieden im Dorf. Alle freuen sich auf den Heiligen Abend. Die Schiffer diskutieren, welches Stück im kommenden Winter von ihrer Theatergruppe gespielt werden soll. So kommen sie mit diesen Einnahmen über den Winter. Es herrschte eine heimelige Atmosphäre in der ärmlichen Stube.
„Stille-Nacht“-Themenweg als szenische Laternenwanderung
Der „Stille-Nacht-Themenweg“ vor dem Historienspiel bildet die einfühlsahme Einführung in das Historienspiel. Er beginnt vor der weltberühmten Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf mit einer historischen Erläuterung auf dem „Stille-Nacht-Adventzauber“-Markt durch den Historiker Dr. Friedrich Lepperdinger. Es folgt der „Stille-Nacht-Themenweg“, eine Laternenwanderung mit Begleitung durch ein Bläserquartett. Bei vier szenischen Stationen an der Stille-Nacht-Kapelle, am Nepomukdenkmal an der Salzach in Oberndorf, vor dem Alten Rathaus von Laufen am Rupertusplatz und im „Adventzauber-Markt“ im Laufener Stadtpark werden Alltagsszenen dargestellt. Die Szenen zeigen das Leben der armen Altacher Schifferweiber, die herrschaftlichen Ratsherren und jene der Hirtenkinder mit dem alten Oberndorfer Hirtenspiel auf den Adventmärkten beim Abmarsch und bei der Ankunft. Im Laufener Stadtpark tritt eine Truppe des Zirkus auf, der die „Mohrenfranzl“ anwerben will. Eine stimmige Atmosphäre am Adventmarkt.
Ausstellung und Film „Die Visionen von zwei jungen Menschen“
Im Rahmen der Stille-Nacht-Historienspiele und des Stille-Nacht-Themenweges wird auch eine Ausstellung gezeigt. Sie ist in der Kleinkunstbühne der Salzachhalle Laufen, dem Spielort des Historienspiels, zu sehen. An Hand von interessanten Schautafeln wird der Lebensweg von Franz Xaver Gruber (Komponist) und Joseph Mohr (Textdichter) aufgezeigt. Eine alte Schulklasse aus Grubers Wirkungsort Arnsdorf gibt den Eindruck jener Zeit wieder. Zu sehen ist auch ein halbstündiger TV-Streifen mit dem Titel „Die Visionen von zwei jungen Menschen“. Es wird nachgezeichnet, wie sich die jungen Gruber und Mohr mit ihren Visionen von den Berufungen zum Lehrer und Priester durchsetzen mussten, obwohl ihr Lebensweg anders vorgezeichnet war. Produktion Stefan Feiler, Drehbuch Josef A. Standl, Regie Gerard Es, Filmmusik Franz Zaunschirm, Filmgestaltung Roland Schoppersberger. Zu sehen an den Aufführungstagen an den beiden ersten Adventwochenenden von 14 bis 20 Uhr. Eintritt frei.
Spieltermine und Karten:
Auführungstermine 2014
Samstag, 29. November, 17.30 Uhr
Sonntag, 30. November, 14.30 Uhr
Samstag, 6. Dezember, 17.30 Uhr
Sonntag, 7. Dezember, 14.30 Uhr
Beginn jeweils mit dem „Stille-Nacht!“-Themenweg, bei der Stille-Nacht-Kapelle Oberndorf.
Beginn des „Stille-Nacht!“-Historienspiels in der Salzachhalle Laufen: jeweils anschließend. Samstags um 19 Uhr,
sonntags um 16 Uhr Eintritt für die Veranstaltungen der „Stille-Nacht-Historienspiele“: Vorverkauf 19 Euro oder 23 Euro, je nach Sitzplatzkategorie in der Salzachhalle. An der Abendkasse plus 3 Euro.
Karten:
Tourismusverband Oberndorf, Tel. 0043/6272-4422,
Email office@stillenachtoberndorf.at
bei Karten- und Reisebüros, Öticket und allen Raiffeisenkassen sowie an der Abendkasse.
„Mohrenfranzl“ und Honei:
Ausgegrenzt und verjagd aus ihrer Heimat, nur wegen ihrer Hautfarbe: Die „Mohrenfranzel“ wird vom Schiffer Honei aus Budapest nach Oberndorf heimgeholt und in der Gemeinschaft am Heiligen Abend gut aufgenommen.
Anglöckler Hirtenkinder:
Vikar Joseph Mohr dirigiert seine Hirtenkinder, die beim Historienspiel auftreten.
Frauenbildträgerinnen:
Salzburger Adventbräuche, wie die Frauenbildträgerinnen aus Michaelbeuer (Bild) oder die Lamprechtshausener Hirtenkinder, sind im Historienspiel eingebunden. Es ist dies auch ein einfühlsames Adventsingen.
Gruber und Mohr / Gruber-Mohr-Liedentwicklung:
Priester Joseph Mohr und Lehrer Franz Xaver Gruber entwickelten am Heiligen Abend 1818 gemeinsam das Weihnachtslied „Stille Nacht!“.
Schifferweiber Themenweg:
Am musikbegleiteten Stille-Nacht-Laternen-Themenweg erleben die Besucher vier szenische Aufführungen , die Einblick geben über das Leben der armen Salzachschiffer anno 1818.
Schlussszene:
Bei der nachgestellten Mitternachtsmette von 1818 wirken alle mit. Darsteller und Zuschauer singen gemeinsam „Stille Nacht!“.
Booklet Historienspiele 2014