Fakten zum Führungsmissstand im Seniorenwohnhaus Oberndorf!
Im November 2014 war die Aufregung in Oberndorf groß. Durch Medienberichte im ORF Salzburg wurde eine große Öffentlichkeit auf Missstände in den Seniorenwohnhäusern Oberndorf und Bürmoos aufmerksam gemacht. Was bisher unter vorgehaltener Hand im Ort bekannt war, war plötzlich Gespräch in ganz Salzburg.
Nach ein paar Tagen des Schweigens wurde dann die Sozialkitsch-Schiene gefahren, es handle sich um eine Schmutzkübelkampagne von Personen die die Häuser gar nicht kennen, Mitarbeiter hätten geheult etc. Mit solchen Aussagen und durch ein Leugnen der Missstände ist jedoch niemandem geholfen, um eventuell vorhandene Missstände aus dem Weg zu räumen.
Daher habe ich in der öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung vom 10. Dezember 2014 folgende schriftliche Anfrage an den Bürgermeister Peter Schröder eingebracht:
Als Antwort habe ich in der Sitzung folgendes bekommen:
Die Antworten der Frage a) zur Fluktuation lassen schon deutliche Schlüsse zu, dass hier eine große Unzufriedenheit herrscht. Mit dem einzigen „Ausreißer“, dem Jahr 2013, liegt der Abgang stets über 25 % der Mitarbeiter! Wenn jährlich ein Viertel der Mitarbeiter einen Betrieb verlässt, hat man statistisch gesehen in 4 Jahren die komplette Belegschaft ausgetauscht.
Aus einem Skriptum, basierend auf Vorlesungen von Prof. Ebers an der Universität Augsburg, habe ich folgendes entnommen:
„Fluktuation, freiwilliges Ausscheiden aus der Organisation, resultiert typischerweise aus der
Unzufriedenheit mit dem Job, was zu dem Wunsch führt das Unternehmen zu verlassen und eine
besseres Stellenangebot anzunehmen. Wenn eine Positionsverbesserung durch einen Wechsel
ermöglicht wird, ist die Kündigung die logische Konsequenz. Falls die Unzufriedenheit sehr stark
ausgeprägt ist, kann es auch sein, daß der Mitarbeiter ohne ein vergleichbares Jobangebot die Firma
verläßt.“
Deloitte hat in Zusammenarbeit mit CMI „Institut für Change Management und Innovation“ und IME „Institut für Marketing und Entrepreneurship Hochschule Esslingen – Fakultät Betriebswirtschaft“ eine Arbeit mit dem Titel „Rollen von Fach- und Führungskräften im Krankenhaus der Zukunft – Herausforderungen für das Personalmanagement“ veröffentlicht und hat eine Fluktuation im Gesundheitsbereich von unter 2,5 % bei 33 % der Befragten, von 2,5 % bis 5 % bei 30 % der Befragten und bei 20 % der Befragten Werte von 5 % – 10 % festgestellt. Werte von über 15 % kommen in der Pflege bei dieser Studie gar nicht vor!
Ein weiteres Faktum und eine Kennzahl für Mitarbeiterzufriedenheit sind die mittleren Krankenstandstage. Denn in Betrieben mit gutem Betriebsklima werden viel weniger Krankenstandstage verzeichnet, als in Betrieben mit schlechtem Betriebsklima. Natürlich kann man die Zahlen eines Seniorenwohnhauses nicht mit denen von einem Bürobetrieb vergleichen, darum veröffentlicht die Statistik Austria jährlich die Krankenstandstage. Aus der Statistik „Krankenstandsfälle und -tage 2013 nach Wirtschaftsklassen und Geschlecht“ sind die Krankenstandstage im Gesundheitswesen durchschnittlich bei 15,1 Tagen. Lag dieser Wert 2011 noch darunter, so wurde er 2012 und 2013 überschritten. Die Werte von 2014 liegen noch nicht vor.
Immer wieder habe ich auch auf die davon galoppierenden Kosten hingewiesen, was durch Beantwortung der Frage c) belegt ist. Denn die massiven Abgänge müssen durch neues Personal ersetzt werden, in der Einarbeitungsphase ist lt. einschlägigen Studien mit 200 % der Normalkosten zu rechnen. Außerdem ist am Arbeitsmarkt nicht ausreichend qualifizierten Personal frei verfügbar und so muss häufig auf teureres Leasingpersonal zurück gegriffen werden. Hohe Krankenstandstage müssen ebenso ersetzt werden, da die Belegschaft auch durch zusätzliche gesetzliche Auflagen sehr hohe bürokratische Hürden nehmen muss und nahezu jeder Schritt dokumentiert werden muss.
Es ist verständlich, dass nun wieder die Sozialkitschkeule geschwungen wird und dies von der Heimleitung nahestehenden Personen als „Hetze“ abgetan wird, jedoch sind die Fakten erdrückend und würde, ginge es nicht um unser aller (Steuer)Geld, in der Privatwirtschaft sofort zu Konsequenzen führen. Denn eine Begründung für solch grob abweichenden Zahlen konnte bisher nicht beigebracht werden. Diese Zahlen kann man auch nicht schönreden, sie sprechen eine deutliche Sprache! Wir können es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht länger zumuten, unter solchen Umständen zu arbeiten, die jährlich ein Viertel der Belegschaft „davon rennen“ lässt!
Ein Handeln seitens Herrn Bürgermeister Peter Schröder (SPÖ) ist dringend empfohlen, damit nicht der offensichtliche Führungsmissstand auch noch zu einem Pflegemissstand wird! Das sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und letztendlich auch den Bewohnern schuldig. Hochachtung vor jedem, der diesen schwierigen Beruf ausübt! Bieten wir diesen Menschen doch die besten Arbeitsbedingungen, um weitere Abgänge von langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verhindern!