Wie man als Randgruppe die Sonnwendfeier erlebt
Am Wochenende fand in Oberndorf neben vielen weiteren Veranstaltungen auch die Sonnwendfeier statt. Die gesamte Veranstaltungsreihe war sehr gut organisiert und rundum ein gelungenes Festwochenende. Und doch gibt es auch Anlass zu Kritik. Eine Randgruppe wurde massiv benachteiligt und so ist die Freude über das Fest bei manchen Festbesuchern äußerst getrübt.

Wie man als Randgruppe die Sonnwendfeier erlebt – ein Erfahrungsbericht
Folgende Zeilen haben uns von einer engagierten Mitbürgerin erreicht:
Sonnenwende an der Salzach 2023. Aus einem besonderen Anlass wurde ein besonderes Fest.
Danke dafür, allen Beteiligten.
Wie erlebt man als Randgruppe dieses Fest? Z. B. als körperlich ziemlich beeinträchtigte Person im Rollstuhl?
Ich war Begleitperson einer Nachbarin im Rollstuhl und wir wollten uns lediglich die Lichter auf der Salzach und das Abbrennen des „Sunnawend Hansl“ von Oberndorf aus anschauen. Obwohl unzählige Zuschauer dort ebenfalls darauf warteten, waren die Menschen dort überaus rücksichtsvoll, ließen der Rollstuhlfahrerin Platz vorne am Geländer, damit sie auch etwas sehen konnte.
Wie genossen dies entspannt, auch als meine Nachbarin dringend auf die Toilette musste schien dies kein Problem, denn sie besitzt einen Schlüssel für die Behinderten Toilette beim Stille Nacht Museum. Allerdings war dieser Schlüssel nutzlos, denn es waren die Gitter zum Zugang versperrt.
Das darauf folgende Abenteuer war nicht mehr lustig. Im der Gaststätte am Stille- Nacht – Platz quälten wir uns die Stufen zur Toilette hinab.
Zum Glück gab es auch hier hilfsbereite Menschen, welche dieser Frau, die kaum stehen kann, in der Warteschlange den Vortritt ließen. Dennoch dauerte das Ganze gut zehn Minuten, bis sie wieder auf dem Rollstuhl saß. Nach diesem unvorhergesehen „Ausflug“war die Frau natürlich ziemlich fertig.
Ich habe noch mitbekommen, dass die Behindertentoilette ab 20:00 Uhr abgesperrt wird. Soll das heißen, dass man als beeinträchtigte Person ab dieser Zeit nicht mehr hinaus darf, noch dazu an einem solchen Tag wo Teile der Veranstaltung bis lange in die Nacht hinein dauern?
Es wäre wirklich hilfreich, wenn dafür zuständige Personen in der Gemeinde-(oder gibt es diese Zuständigkeiten überhaupt?) sich viele Gegebenheiten aus der Perspektive einer beeinträchtigten Person anschauen würden. Dies geschieht in anderen Gemeinden längst. Angefangen bei Taxigutscheinen bis hin zu Fahrdiensten für beeinträchtigte und ältere Mitbürger.
Diesen Vorfall schildere ich nicht deshalb, weil ich diese Veranstaltung schlecht reden möchte,
sondern weil er symptomatisch für viele andere Schwachstellen ist. Ich dachte immer, Inklusion sei das neue Zauberwort in der Politik und in der Gesellschaft.
Vielleicht ist es mehr ein Modewort, das gut klingt.
Dennoch ein Danke! an alle Mitwirkenden bei diesem Fest, den rücksichtsvollen Menschen und auch dem Wirt am am Stille Nacht Platz, der sehr freundlich zu uns war.
Zeilen, die zu denken geben sollten
Hoffentlich werden bei zukünftigen Veranstaltungen auch an die schwächeren Besucher gedacht. Und generell, bei solchen Menschenmassen die Toiletten zu sperren, zeichnet nicht unbedingt eine Denkweise mit Weitblick aus.